Die Erstuntersuchung dient dazu, die Fehlstellung einzuordnen und den Behandlungsbedarf sowie den Behandlungszeitpunkt abzuschätzen. Sie verläuft in mehreren Schritten. Anschließend werden Sie zu dem Ergebnis der Untersuchung beraten.
Im Rahmen der Erstuntersuchung wird die Anamnese (Krankengeschichte) erhoben, d. h. es wird versucht, die Ursachen der Zahn- und Kieferfehlstellung zu bestimmen. Dazu füllen Sie einen Anamnesebogen aus, auf dem unter anderem nach Vorerkrankungen gefragt wird. Es wird z. B. erfasst, ob vererbte Fehlstellungen in der Familie vorkommen, das Kind ungünstige Angewohnheiten wie Daumenlutschen hat oder frühzeitig Milchzähne gefehlt haben. Bei Erwachsenen wird unter anderem danach gefragt, ob sich die Zähne nach einer Korrektur im Kindesalter wieder verschoben haben oder welche Korrektur durchgeführt wurde. Anschließend besprechen wir Ihre Angaben.
Für den Erfolg der kieferorthopädischen Behandlung bei Kindern ist es unter anderem wichtig, dass das Kind motiviert ist, seine Zahnspange ausreichend lange zu tragen. Daher wird die körperliche und geistige Reife des Kindes festgestellt. Gelegentlich ist eine weitere Untersuchung beim Kinderarzt sinnvoll.
Bei der extraoralen Untersuchung geht es um das Aussehen des Gesichts. Beurteilt werden:
Die Form von Schädel und Gesicht lässt erste Rückschlüsse auf eine mögliche Fehlstellung und Behandlungsoptionen zu. Beispielsweise kann eine schmale Gesichtsform mit einem schmalen Kiefer einhergehen.
Viele Fehlstellungen wirken sich auf die Gesichtsform aus. Beispielsweise ist bei einem Vorbiss (Mandibuläre Prognathie) das Kinn oft zu markant. Das Gesicht kann streng wirken. Bei einem Kreuzbiss wiederum kann das Wachstum einer Hälfte des Unterkiefers gehemmt sein. Dadurch entsteht eine Asymmetrie: Das Gesicht wirkt nicht gleichmäßig. Auch Nasen- und Lippenform werden von der Kiefer- und Zahnstellung ästhetisch beeinflusst.
Bei der intraoralen Untersuchung werden die Strukturen im Mund und die allgemeine Mundgesundheit in Augenschein genommen:
Die Zähne und der zahntragende Teil des Kieferknochens, der Alveolarfortsatz, werden sorgfältig überprüft:
Das Zahnfleisch ist individuell unterschiedlich. Es kann eher dick und unempfindlich oder dünn und empfindlich sein. Dies kann eine Rolle bei der kieferorthopädischen Therapie spielen, denn sehr dichtes, dickes Zahnfleisch kann beispielsweise den Zahndurchbruch behindern.
Außerdem wird geprüft, ob eine Zahnfleischentzündung vorliegt. Sie entsteht meist, wenn bakterielle Beläge nicht ausreichend entfernt werden. Vor der Therapie wird Ihnen oder Ihrem Kind gezeigt, wie Sie die Zahnpflege verbessern können. Wenn bei Erwachsenen eine Parodontitis, eine Entzündung des Zahnhaltegewebes, vorliegt, muss diese erst vom Zahnarzt behandelt werden.
Asymmetrien entstehen unter anderem, wenn sich die Gaumenhälften unterschiedlich schnell entwickeln. Dafür können z. B. ein Kreuzbiss oder verlagerte Zähne verantwortlich sein. Verlagerte Zähne lassen sich bei der Untersuchung des Gaumens ebenfalls oft erkennen, z. B. als Vorwölbungen im Bereich der oberen Eckzähne.
Bei Kindern werden außerdem die Mandeln kontrolliert. Wenn sie sehr groß sind, können sie die Nasenatmung stark erschweren. In diesem Fall ist eine weitere Untersuchung beim HNO-Arzt sinnvoll.
Wenn Lippenbändchen zu tief ansetzen, können sie zu einer Lücke zwischen den mittleren Schneidezähnen im Oberkiefer führen (Diastema). In diesem Fall ist es meist notwendig, das Bändchen zu durchtrennen.
Unter anderem werden die Größe, die Lage im Mund und die Beweglichkeit der Zunge untersucht. Wenn die Zunge unbeweglicher ist als gewöhnlich, liegt dies häufig daran, dass das Zungenbändchen zu weit vorne ansetzt. Es sollte eventuell durchtrennt werden.